Top-Spieler haben keinen Bock auf Brasilien

Der Geschäftsführer von World Snooker, Barry Hearn hat einen verärgerten Brief an alle Main Tour Teilnehmer geschickt, in dem er die Namen der Spieler nennt, die aus persönlichen Gründen nicht am Brazil Masters (15. - 18.09.2011) teilnehmen möchten: Mark Williams, John Higgins, Ding Junhui, Neil Robertson, Stephen Maguire, Ronnie O’Sullivan, Judd Trump, Mark Allen und Matthew Stevens.

Das ist sehr traurig, aber aufgrund der ja mittlerweile bekannten Einstellung einiger Spieler und der zunehmenden Turnierdichte nicht weiter verwunderlich. Ich will jetzt hier auch nicht anfangen, mich über die offensichtliche Gleichgültigkeit einiger Profis gegenüber den Bemühungen Hearns, Snooker zu einem Weltsport zu machen, auszukotzen. Das bringt sowieso nichts! Vielmehr frage ich mich: Muss es denn sein, dass diese Pappenheimer so wichtig für die weitere Entwicklung des Sports sind? Antwort: Nein! Es hat zwar schon viele Neuerungen in die richtige Richtung gegeben, aber hier zeigt sich mal wieder, dass man insgesamt noch viel zu abhängig von ein paar Gesichtern ist. Ist ein Mark Allen wirklich so viel besser als ein Jack Lisowski? Ich glaube nicht. Nur das Punktesystem und das Format der Qualifikationen sind nach wie vor nicht fair und es dauert immernoch zu lange, bis sich eine gute Leistung eines Spielers auszahlt, wenn überhaupt. Die Rangliste müsste noch viel, viel häufiger aktualisiert werden und es müsste ein anderes Qualifikationssystem geben. Die schlichte Regel "Je höher in der Rangliste, desto weniger Spiele müssen absolviert werden" ist ungerecht. Dass ein höher platzierter Spieler mehr Punkte bekommt, selbst wenn er verliert, als ein niedriger platzierter Spieler ist ungerecht und hilft nur denen, die eh schon oben sind. Die Elite wird geschützt und vom "Pöbel" abgeschirmt, so sieht's aus. Der Verband ist da kein Stück besser als der ganze Staat drum herum! Also Mr. Hearn: Wenn Sie einen wahren Weltsport schaffen wollen, öffnen Sie das System und sehen zu, dass viel mehr Spieler wirklich mitmischen können! Spieler, die sich die Finger danach lecken, eine Einladung nach Brasilien zu bekommen, gibt es en masse! Die kennt halt nur keiner...

6 Kommentare :

  1. Das ist wohl der angekündigte kritische Eintrag. ^^
    Ich stimm dir da teilweise zu, aber auch du siehst das ein wenig zu eindimensional. Wenn man den Sport weltweit bekannt machen will, braucht man nunmal die bekannten Gesichter wie Ronnie O'Sullivan, John Higgins, Stephen Hendry, Steve Davis, etc. Mal angenommen, man wolle Tennis bekannter machen. Zu einem Showmatch zwischen Roger Federer und Rafael Nadel kommen bestimmt mehr als zu Phillip Kohlschreiber gegen Olivier Rochus. Sicher ist es richtig, dass ein Jack Lisowski genauso gut Bälle lochen kann wie ein Mark Allen. Aber Allen ist nunmal bekannter. Das entschuldigt natürlich nicht die Absagen der Spieler, auch wenn man es bei dem vollen Turnierkalender und dem Termin kurz nach dem Shanghai Masters verstehen kann. Maguire und Robertson kann ich allerdings insofern nachvollziehen, dass sie Babys zu Hause haben.

    Was die Qualifikation angeht, stimm ich dir zu. Obwohl man gerade auch in letzter Zeit sieht, dass sich auch da die Spieler gut durchkämpfen und durchaus die vermeintlichen Favoriten schon an der ersten Hürde scheitern. Das mit den Punkten war mir allerdings schon immer ein Rätsel.

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  2. Also ich kann die Jungs schon verstehen. Immerhin kommen die gerade aus China zurück und haben einen sehr vollen Terminkalender. Ich bin mir nicht sicher ob ich um die halbe Welt fliegen würde um ein paar Frames zu spielen, zumal es keine Ranglistenpunkte gibt. Hätte WS ja machen können, gab ja schließlich auf Punkte in Australien. Klar hat Barry recht das Sie eine Verantwortung haben aber zugleich sind es auch Menschen mit Familien.

    Sven

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  3. Nochvollziehen kann ich die Entscheidung auch. Ich bin aber der Ansicht, dass die familiäre Situation damit rein gar nichts zu tun hat. Wenn ich meinem Chef sage: "Nee, also das passt mir gar nicht. Ich hab ja auch Frau und Kind zuhause..." dann kann ich auch gleich ganz zuhause bleiben. Es besteht ein Arbeitsverhältnis zwischen Spielern und Verband. Und wer einen Sport professionell ausübt, muss ihn als seinen Job ansehen und sich entsprechend verhalten. So wie in jedem anderen Betrieb auch. Ich hab' manchmal das Gefühl, dass viele der Top-Spieler einfach nie gelernt haben, was Arbeit überhaupt bedeutet.

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  4. Da hast du schon recht aber eins muss man noch beachten. Die Jungs haben Tag und Nach hart gearbeitet um den Status den sie haben zu erreichen. Zudem sind sie ganz schön eingespannt. Ich denke die wissen sehr wohl was Arbeit ist. Man kommt nicht mal eben um die Ecke und wird Top-Snookerprofi, da gehört schon einiges dazu. Und zudem sind sie in der glücklichen Lage unersetzbar zu sein. Ein Higgins oder O'Sullivan gibt es leider nicht überall. Wenn Sie wollen das die Jungs in Brasilien antreten dann hätten Sie einfach das Turnier zu einem Ranglistenturnier gemacht. Das ganze ist eher eine Abhängigkeitsgeschichte, WS kann ohne sie nicht und umgekehrt.

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  5. Es gibt viele Berufe, die mit langen Abwesenheiten verbunden sind. Snooker-Profi ist einer davon. Wichtige Turniere (und dies ist eins, auch ohne Punkte) sollten wahrgenommen werden.
    Ist allerdings ein dickes Geschütz, das Hearn da auffährt. Der ultimative Pranger. Ob wohl ein oder mehrer Spieler Konsequenzen ziehen deshalb? Mag vom Kontostand abhängen :-)

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  6. Hmm, ich kann einerseits verstehen, dass die Spieler Familien haben und nicht ständig durch die Gegend fliegen wollen, andererseits leben die Tuniere von den Topspielern.Ist wohl eine schwierige Gradwanderung. Allerdings gibt es doch auch noch mehr Tospieler als die 9 die jetzt abgesagt haben und man sollte sich nicht an diesen paar Spielern aufhängen. Von O`Sullivan ist man eh nix anderes gewöhnt, Higgins ist nicht wirklich in Form. Und Spieler wie Ding und Robertson sagen ja eher selten ab und nehmen alles mit was kommt. Wenn die jetzt einmal absagen, ist das auch kein Weltuntergang. Zumal die Reise nach Brasilien wirklich Stress bedeutet, wenn die Spieler von Westen gleich wieder Richtung Osten einmal um die Welt müssen, weil ja die Shanghai Masters warten. Das geht richtig auf den Organismus. Ich kann das also durch aus nachvollziehen.
    Ich rege mich darüber gar nicht auf und freue mich, auch andere und nicht immer gleiche Konstellationen bei den Tunieren. So haben einige andere auch mal eine Chance.Vielleicht sollten die Verantwortlichen bei World Snooker lieber mal über die Terminpläne und die Entfernungen der Tuniere nachdenken und solch wie jetzt nicht so dicht aneinander legen.

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